andauernd, abwesend

Die Klangsphäre im Sonnenpark wird zu einem großen Teil vom Dauerton des Kraftwerks mitbestimmt. Die Klanginstallation andauernd, abwesend thematisiert dieses Dauergeräusch: Ist es Lärm, der die Ruhe im Park stört? Oder ein Geräusch, das man überhören kann? Denn was permanent vorhanden ist, rückt oft in den Hintergrund unserer Aufmerksamkeit. Wir können unsere Ohren nicht verschließen, vermögen aber, Geräusche auszublenden und aus der bewussten Wahrnehmung herauszufiltern. So wird die reale gegen eine angepasste Geräuschkulisse ausgetauscht.

In seinem Essay Zum Gehör schreibt der Philosoph Jean-Luc Nancy über Musik: „Man kann von ihr sagen, sie bringt den Lärm zum Schweigen und interpretiert zugleich die Geräusche: Sie lässt sie klingen und Sinn machen, aber nicht mehr als Geräusche von etwas, sondern in ihrem eigenen Klingen.“1

In der Klanginstallation verweist der Dauerklang des Kraftwerkgenerators auf sich selbst. Der Lärm wird zum Schweigen gebracht und in seinem eigenen Klingen zum musikalischen Klangmaterial. Mittels elektronischer Modulation des Frequenzspektrums der Kraftwerkgeräusche entsteht eine Klangkomposition, die der Klangsphäre im Sonnenpark behutsam über Lautsprecher hinzugefügt wird. Ihr wiederkehrendes Auftauchen und Verklingen kann uns aufhorchen lassen: um zu hören, was nicht gehört wird, aber ohnehin da ist. In Form dieser klanglichen Erweiterung wandelt sich die Hörwahrnehmung zwischen Lärm, Geräusch und Musik.

1 Jean-Luc Nancy, Zum Gehör. Diaphanes, Neuausgabe, Zürich 2022. S. 51 (Französische Originalausgabe: Jean-Luc Nancy, À l´écoute. Editions Galilée, Paris 2002.)

Veronika Mayer