DigiDic - Die Ausstellung
Aufruf zur digitalen Selbstverteidigung
Diese Welt bewegt sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf eine absolute Monopolisierung der globalen digitalen Player zu. Ein Zustand den es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat. Milliardenschwere Unternehmen in der Digitalwirtschaft treten eine Weltherrschaft an, die in China bereits mit einer monolithischen politischen Macht verknüpft ist. Das Gold – Daten. Das Resultat – die totale Kontrolle, eine von Algorithmen errechnete Bedürfnisschaffungsmaschinerie und der Verlust jeglicher Privatsphäre.
Vertrauen ist die Grundnahrung, Verantwortung können wir als User:innen übernehmen, Versprechen sollten eingehalten werden und Wut und Ohnmacht verspüren wir ob des permanenten Missbrauchs unseres Vertrauens.
Mit Kunstobjekten, interaktiven Installationen, Objekten aus der Sammlung des Museums, Workshops, Performances, Artist Talks und Vorträgen vermittelt die Ausstellung entlang dieser Begriffe einen Blick hinter die Oberflächen und gibt mit dem dazu erschienenen Handbuch Anleitungen zur digitalen Selbstverteidigung.
Im Teamsport erobern wir uns die Autonomie in der Nutzung unserer geliebten Werkzeuge zurück!
Das kannst du tun: digitale Selbstverteidigung
von Klaudia Zotzmann-Koch
Gegenüber den vielfältigen Problemen im Digitalen ist es nur menschlich, sich überwältigt und machtlos zu fühlen. Doch man muss nicht einen Weltkonzern eigenhändig zerschlagen, um selbst etwas Sinnvolles zu tun. Digitale Selbstverteidigung ist für dich, weil du weißt, dass jede:r von uns etwas zu verbergen und ein Recht auf die eigene Privatsphäre hat. Und damit hilfst du nicht nur dir selbst, sondern auch deiner Familie und deinen Freunden. Denn digitale Selbstverteidigung ist – auch – ein Teamsport.
more
Autonomie
von Margarethe Maierhofer-Lischka
Dass ein Klick in Facebook nicht nur ein Ausdruck von “gefällt mir” bedeutet, sondern gleichzeitig eine weltweite Maschinerie von Algorithmen und Datenströmen, von Hard- und Software in Gang setzt, dass der ökologische Fußabdruck einer Suche in Google dem Äquivalent einer Tasse Kaffee entspricht, und dass jede Aktivität und Bewegung von uns allen im digitalen Raum in Daten verwandelt wird, die sich kommerziell nutzen, verkaufen, verwerten lassen - diese oft unsichtbaren und nicht direkt fühlbaren Zusammenhänge stellen ganz grundlegend in Frage, wie viel Autonomie und Handlungsmacht uns das digitale Zeitalter trotz des omnipräsenten Dogmas des Individualismus wirklich lässt.
more
Zu diesen Grundbedürfnissen zählen wir vorerst:
a) das Bedürfnis nach Kommunikation
b) das Bedürfnis nach Information
c) das Bedürfnis nach Funktionalität und Zweckmäßigkeit von Systemen und Werkzeugen
d) das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Souveränität im Umgang mit Systemen und Werkzeugen
e) das Bedürfnis nach Vertrauen in Technologien
Die völlige Autonomie im Sinne einer gänzlich individuellen Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit auf allen Ebenen ist im digitalen Raum nicht möglich, da vernetzte Strukturen immer Verbindungen und Dependenzen mit anderen Agencies (Personen, Geräten, Algorithmen, Codes, Programmen) beinhalten. Autonomie entfaltet sich im digitalen Raum also als Spielfeld aus Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten und Abhängigkeiten, als eine Suche nach Konsensfeldern, ganz im Gegensatz zu einem Absolutum, wie es etwa der historisch gewachsene Begriff der ::Autonomie der Kunst:: vorstellt.
Autonomie ist kein Zustand, sondern ein Verhandlungsprozess, der auch Gegenbilder und Auseinandersetzungen braucht: von was wollen wir uns unabhängig, autonom machen? Worauf hin zielt diese Unabhängigkeit und welche Werte setzen wir damit? Wo verläuft die Grenze zwischen eigener Unabhängigkeit und der Gemeinschaft, welche Formen hat kollektive Autonomie? Je nachdem, welchen Hintergrund, Kontext und welche Fähigkeiten wir als Menschen mitbringen, entwickeln wir eigene Vorstellungen von (digitaler) Autonomie. Darüber in einen Austausch zu kommen und herauszufinden, welche gemeinsamen und individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen von Autonomie wir hinsichtlich unseres digitalen Selbst haben, ist Ziel unserer Arbeitsgruppe.
- Ausstellungsobjekte | Empfehlungen
Interdisziplinäre Ausstellung zum Thema digitale Diktatur, der Frage nach Autonomie und der Entwicklung von Strategien zur digitalen Selbstverteidigung
Ausstellung Volkskundemuseum am Paulustor
06 07 2024 - 09 03 2025
DI - SO 10:00 bis 18:00
Paulustorgasse 11-13a, 8010 Graz
05 07 2024 Eröffnung 19:00
mit einem musikalischen Beitrag von Margarethe Maierhofer-Lischka
auto-tonos
Akustisch laufen beim Spielen eines Instruments viele Vorgänge ab, die fernab meiner Kontrolle als Interpretin passieren: so bestimmen die Physik des Instruments, Umwelteinflüsse und Zustände meines Körpers, welches Klangergebnis gewisse Spielbewegungen haben. Im Stück auto-tonos untersuche ich, welchen Einfluss Spannungsverhältnisse - von Saiten, aber auch meiner eigenen Muskelspannung - auf Klänge haben. Die Autonomie von Klängen entfaltet sich in der unkontrollierbaren Zone von An- und Entspannung, aus der verschiedene Schwingungen entstehen, die sich gegenseitig überlagern. Die musikalische Gestalt dieses Stücks entsteht aus dem Zwiespalt von kontrollierten und unkontrollierbaren Bewegungen und deren Klangergebnissen.
Handbuch - Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung
von Klaudia Zotzmann-Koch und Marek Tuszynski _ Martina Eigelsreiter _ Lisa Kostrzewa _ Roland Alton-Scheidl _ Wolfgang Sander-Beuermann _ Daniel Lohninger _ Alexander Sommer _ Felix Wendt
download pdf
Eine Kooperation mit:
Volkskundemuseum am Paulustor / Tactical Tech / FH Joanneum / NDU / CoSA / mur.at / OpenWebSearch
Mit
Projektleitung:
Elisabeth Schimana
/
Advisory Board:
Seppo Gründler
_
Eva Ursprung
_
Tassilo Pellegrini
_
Martina Eigelsreiter
/
Ausstellungsdesign:
Christian Herzog
_
Serdar Songür
/
Audiodesign:
Elisabeth Schimana
_
Seppo Gründler
/
Grafikdesign:
Nora Bischof
_
Andreas Rathmanner
/
Videotechnik und Programmierung:
Peter Venus
_
Norbert Math
/
Vermittlung:
Klaudia Zotzmann-Koch
/
Übersetzung:
Kimi Lum
_
Jacqueline Csuss
/
Organisation:
Anita Hofmann
/
Vermittlung:
Klaudia Zotzmann-Koch
_
Viktoria Krenn
_
Christoph Kugler